Dunkle Wolken ziehen auf über der Castroper Straße. Dem VfL Bochum droht in seiner mittlerweile dritten Zweitligasaison am Stück der Fall in die 3. Liga.
Doch wie konnte es so weit kommen? Vor ein paar Jahren noch als Fahrstuhlmannschaft zwischen dem Oberhaus und Liga 2 verschrien, folgte nach dem zugegebenermaßen verdienten und gerechten Abstieg in der Saison 2009/10 fast der direkte Wiederaufstieg. So wie immer… eigentlich. Pech nur, dass in der Relegation mit Borussia Mönchengladbach der wohl stärkste, von den möglichen Gegnern, wartete. Ein weiteres Jahr Zweitklassigkeit stand auf dem Plan und damit verbunden erhebliche Etatkürzungen. Saison 2011/12 wurde trotzdem holpriger, als vorher angenommen. Am Ende sollte es Platz 11 (mit 4 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz) sein.
Ein Schuss vor den Bug. Eine Warnung. So hätte man meinen dürfen. Doch was sich 2011/12 anbahnte, nahm in der aktuellen Saison seinen Lauf. Die Tendenz geht nach unten. Abstiegskampf heißt das Motto in Bochum. Inzwischen kann man von Derbys gegen die beiden „großen“ Nachbarstädte nur noch Träumen. Aalen, Regensburg, Sandhausen oder Ingolstadt heißt die Realität.
Doch woran liegt der stetige Fall? Ist es das Geld? Sind es die Spieler? Die Trainer? Die Verantwortlichen? Fakt ist, dass man das Problem nicht, wie kürzlich in einem Kommentar in der WAZ geschehen, an einem Spieler festmachen kann. Dafür krankt es an zu vielen Ecken, brennt es an zu vielen Stellen. In einigen Spielen stimmten Leistung und Ertrag nicht überein. Ein Problem, bei dem es auch für das Trainerteam gilt Ursachenforschung zu betreiben. Von außen betrachtet fiel es diese Saison dennoch manchmal schwer, dem Team (als Ganzes) eine Zweitligatauglichkeit zu attestieren.
Ursachenforschung
Ich bin ein Freund von Kontinuität. Diese war in Bochum aber nie wirklich möglich. Ob es Spieler sind, die weggekauft wurden (z.B. Gekas, Misimovic, Fuchs, Sestak, Freier (damals), Christiansen, Inui, etc. (Goretzka dürfte der nächste sein)), denen keine Perspektive im Verein aufgezeigt werden konnte (Gündogan, Ilicevic, Vogt, Ostrzolek oder aktuell Rzatkowski), Fehleinkäufe oder Trainer, die versagten oder vom Hof gejagt wurden. Wer sich zurückerinnert, der wird feststellen, dass das ganze „Unheil“ mit dem vehement geforderten Rauswurf von Marcel Koller begann. Ein Trainer, der es geschafft hat, eine intakte und geschlossene Mannschaft zusammenzustellen. Er ließ keinen Hurra-Fußball spielen, sondern schnöden Ergebnisfußball. Das alles klappte im Anschluss weder unter Heiko Herrlich, Friedhelm Funkel oder Andreas Bergmann.
Es ist kein Geheimnis, dass der Verein chronisch knapp bei Kasse ist, doch nicht wenige erwarten aus den kaum vorhandenen finanziellen Mitteln Wunder. Zudem sinkt das Ansehen des Vereins stetig. Ein Indiz für die mangelnde Attraktivität ist mit Sicherheit auch die Tatsache, dass der VfL diese Saison nur ein einziges Montagsspiel („Topspiel“) zugeteilt bekommen hat 2011/12 waren es 4, 2010/11 sogar noch 9 Partien. Zu Heimspielen kommen mittlerweile nur noch knapp 10.000 Anhänger, während die Arenen in den Nachbarstädten von Woche zu Woche voll sind. Ja, auch daran hapert es beim VfL. Es sind strukturelle Probleme eines „Kleinen“ zwischen zwei „Großen“.
Die Angst ist groß in Bochum. Die 3. Liga wäre mit Sicherheit ein finanziell und personell schwer zu verdauendes Schicksal. Dem Traditionsverein würde die sportliche und wirtschaftliche Belanglosigkeit drohen.
Es ist wirklich schade, dass dieser Verein aus dem Ruhrgebiet es nicht mehr schafft in der 1. Bundesliga zu spielen. Liest man die Namen der ehemaligen Spieler, entdeckt man große Talente, die längst bei größeren Vereinen spielen. Es braucht wieder eine junge Mannschaft , die hungrig und leidenschaftlich den Aufstieg bewältigt und dann einmal gemeinsam die Klasse halten kann. Es muss ein Wir-Gefühl entstehen, ein Zusammenhalt, der den Vfl wieder zu einer Marke macht.