Der BVB stellte den Fantoken vor und das Internet tobte. Die Fans kritisieren diesen Weg von Borussia Dortmund, der sich von diesem Schritt eine neue Einnahmequelle erhofft. Die Corona-Pandemie hat die Köpfe der Entscheider rauchen lassen, denn wegbrechende Einnahmen aus den Ticketverkäufen, Zurückhaltung auf dem Transfermarkt und nicht vorhersehbare finanzielle Einschnitte zwingen zum Handeln.
Viele Menschen schauen erschrocken, wütend und enttäuscht auf die Fußball-Branche, die jedem Lockdown trotz, immer Frisöre parat hat und in der angeblichen Filterblase nicht von den den Corona-Bestimmungen betroffen ist. Während die Amateur-Fußballer auf das einsame Online-Training zurückgreifen müssen, sehen wir nach der Sensation im DFB-Pokal ausgelassene Feier-Videos aus der Kabine von Holstein Kiel. Natürlich haben sich viele Menschen den Pokal-Fight gegen Bayern München angeschaut, aber auch hätten gerne viele Menschen wieder ihre Freunde um sich. Es ist ein Drahtseilakt in diesen Zeiten, denn es gibt keine Maßnahme, keinen Weg, keinen Plan und auch keine Bestimmung, die alle Menschen fair und gerecht behandelt. Einige Menschen müssen leider Einschnitte hinnehmen, andere profitieren von dem Coronavirus und für die Profi-Fußballer ändert sich nichts. Jedoch ist festzuhalten, dass wir alle längst wissen sollten, dass Profi-Fußballer wirklich in ihrer eigenen Welt leben und warum sollte dies während einer Pandemie anders sein?
Table of Contents
6 Fragen zum Fantoken
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Was ist ein Fantoken?
Mit einem Fantoken sollen die Fans von Borussia Dortmund gewisse Entscheidungen des Vereins beeinflussen können. Ein Fantoken funktioniert dann wie eine Stimme bei einer Abstimmung. Dieses Verfahren ist Bestandteil der Kritik am Fantoken, denn Fans haben Angst, dass andere engagierte Organe des Vereins, wie Fanräte oder ehrenamtliche Abteilungen, ihren Einfluss an unbeteiligte Fans verlieren, die ihr Engagement nur durch den Einsatz von Geld bringen. Die ganze Technologie hinter dem Fantoken basiert auf einer Blockchain. Eine Blockchain ist zu vergleichen mit einem Buchführungssystem, welches dann zum Einsatz kommt, wenn viele Teilnehmer mit digitalen Währungen einen Handel betreiben. Diese Technologie wird auch vom Bitcoin genutzt, welcher wohl das prominenteste Gesicht der digitalen Währungen ist. Der BVB und auch das dahinterstehende Team von Liquidteam beschreiben den Fantoken als unabhängige Plattform für digitale Fan-Beziehungen. Eigentlich steckt dahinter auch nichts anderes als ein OnlyFans-Account. Nur spielt sich das Fantoken-System auf der eigenen Plattform ab. Der BVB kann noch so häufig von einer Verbesserung der Fan-Beziehungen, gerade für die im Ausland lebenden Fans, sprechen, aber am Ende geht es doch nur um den Verkauf von Premium-Content.
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Wogegen kann ich meine Fantoken eintauschen?
Es gibt ein Launch Video zu der BVB-FanTokenApp bei YouTube und hier werden aktuell folgende Abstimmungen angeboten, die mich nicht gerade vom Hocker hauen:
Wer ist dein Spieler des Spiels?
In dem Video ist zu sehen, dass die Abstimmung mindestens einen Fantoken kostet, aber der Regler kann weit nach rechts geschoben werden, so dass am Ende nicht der Spieler mit den meisten Stimmen gewinnt, sondern für dessen Sieg am meisten Fantoken, also Geld, ausgegeben wurde. Da mein Artikel größtenteils Kritik enthält, traue ich mich nicht, den Screenshot zu dieser Aussage zu veröffentlichen. Wenn ihr das Video allerdings bei 0:35 Minuten pausiert, dann seht ihr die Abstimmungsmöglichkeiten zwischen den Spielern Guerreiro, Brandt, Reyna und Haarland. Darunter ist „Vote with 1 Token“ zu sehen mit dem Regler.
Über welchen Spieler wollt ihr mehr erfahren?
Zu sehen ist keine aufwändig produzierte Dokumentation, sondern ein einfaches Selfie-Video, welches wir täglich bei Instagram und anderen sozialen Netzwerken finden. Wie geht es eigentlich mit dem kostenpflichtigen BVB-TV weiter? Bleibt das erhalten als zusätzliches Angebot oder wird das in die App integriert? Der Artikel wird mit Sicherheit noch einige Updates bekommen.
Mitbestimmung beim Fanartikel-Design
Wäre es für die Verkaufszahlen von Fanartikeln nicht so oder so sinnig, dass Fans mitbestimmen können, weil die es am Ende kaufen sollen? Wo genau ist der Mehrwert, dass ich mit einer digitalen Währung beim Design des Trikots helfe, damit ich es am Ende für 120 € kaufen kann? Genau diese Gedankenspiele sorgen für die emotionale Kritik von bekannten BVB-Fans, wie dem Blogger von schwatzgelb.de.
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Wer nutzt den Fantoken?
Neben dem BVB gibt es keine Hinweis auf weitere Nutzer dieser Blockchain-Technologie in der Welt des Fußballs. Natürlich gibt es schon immer Vereinsmitgliedschaften, Online-Shops und spezielle Events gegen Bezahlung, aber wenn es um Mitbestimmung geht, dann ist die Kritik der Fans natürlich nachvollziehbar.
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Woher kommt der Fantoken?
Der BVB gibt an, dass der Verein, zusammen mit dem internationalen Sportrechtevermarkter Sportfive aus Hamburg, die Idee entwickelt hat und den Kontakt zu den anderen Firmen aufgebaut hat. Die Firma hinter der Technologie ist Liquiditeam aus Braunschweig. Bei aller anfänglichen Kritik setzt der BVB aber auf ein innovatives und modernes Startup aus Deutschland.
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Wie teuer ist ein Fantoken?
Bisher habe ich übereinstimmende Quellen gefunden, die den Preis für 500 Fantoken auf 4,99 € beziffern. Sollte dies das kleinste Paket sein, dann ist dies im Vergleich zu anderen Arten von Micropayment schon ein stolzer Preis. Bei anderen Apps gibt es digitalen Premium-Content schon für weitaus weniger. Noch finde ich keine Hinweise auf den Content, der dann gekauft werden kann. Wenn du als BVB-Fan natürlich mit den 500 Fantoken wirklich viel erreichen, gestalten, mitentscheiden und kaufen kannst, dann ist dies vielleicht doch ein fairer Preis. Hier müssen wir abwarten.
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Wo bekomme ich Fantoken?
Die Website des BVB für die kommende App ist bereits online und kann hier angesteuert werden. Noch können sich wahrscheinlich nur ausgewählte Mitglieder mit der FanID einloggen, aber erste Screenshots zeigen auf, dass die Entwicklung weit vorangeschritten ist. Die Fantoken wird es dann innerhalb der App zu kaufen geben.
Bei aller Kritik auch mal den Ball flach halten
Ja, ich habe in diesem Artikel auch Kritik an den ersten Meldungen über den Fantoken beim BVB ausgeübt. Jedoch finde ich den Aufschrei immer wieder beeindruckend im Fußball. Die internationalen Top-Vereine sind heute Aktiengesellschaften, müssen für die Wettbewerbsfähigkeit eine Rekordsumme nach der anderen ausgeben und faszinieren am Ende auch den klassischen Fußball-Romantiker mit ihrer Spielweise. Blockchain-Technologie, Kryptowährungen und andere innovative Ideen werden die Zukunft des Fußballs bestimmen. Am Ende ist die Beteiligung an den Fantoken eine freiwillige Angelegenheit und die Tragweite der Entscheidungen wird sich im Rahmen halten. Wenn natürlich der BVB bemerkt, dass die Bereitschaft der Fans aus dem Ausland besonders hoch ist, dann müssen sich die Fans aus Deutschland auch keine großen Sorgen machen, denn ihr macht am Ende die Südtribüne voll und lebendig. Jetzt hätte ich fast Nordkurve geschrieben. Kleiner Spaß für Zwischendurch.
Die letzten Wochen haben auch mich als Fußball-Fan mal wieder glücklich gemacht. Viertligist Rot-Weiss Essen schlägt im DFB-Pokal erst den Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld und dann den Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf. Der Aufstiegskandidat Holstein Kiel aus der 2. Bundesliga besiegte den aktuell strauchelnden Triple-Sieger Bayern München. Am Ende entscheidet zum Glück nicht nur das Geld über Erfolg und Niederlage, aber natürlich verkenne ich entsprechende Entwicklungen nicht.
Kaufbereitschaft bei Fans ist eben da
Es tut mir leid, aber einige Fans kaufen wirklich jeden Mist von einem Verein. Ein BVB-Toaster mag noch lustig sein, aber einige übertreiben wirklich. In meinem Freundeskreis gibt es einen BVB-Fan, der schmückt bei Spielen sein gesamtes Wohnzimmer. Trikots, Fahnen, Untersetzer, Gläser, Plüschtiere und viele weitere Fanartikel hat er in seinem Portfolio. Er würde auch für ein Selfie-Video seines Lieblingsspielers oder einer digitalen Autogrammkarte einiges an Geld ausgeben. Ich selbst bin bei Smartphone-Games oft ein Opfer von Micropayments und gebe mal hier und mal da ein paar Euros für Spielinhalte aus.
Es gibt einige Beispiele, die sind ungeheuerlich. Ich habe bereits über WWE Supercard geschrieben. Ein Wrestling-Kartenspiel, welches es seit vielen Jahren gibt. Bei den Konsolenspielen liegen häufig QR-Codes dabei, die seltene Karten für das Spiel freischalten. Durch den Verkauf der QR-Codes habe ich jedes Jahr den Preis für das Konsolenspiel wieder heraus. Seit Wochen bekomme ich im Google Playstore nun die Werbung für das entsprechende Game „NBA SuperCard„, denn mit diesem einfachen Spielprinzip „Welche Karte hat die höchsten Werte?“ lässt sich sehr viel Geld verdienen. Übrigens wäre das mal eine Idee für Sportvereine. Ein einfaches Sammelkarten-Spiel mit aktuellen und ehemaligen Spielern, kleinen Quartett-Modus und schon rollt der Rubel, wenn die Fans sich die seltenen Karten mit ihren Lieblingsspielern kaufen wollen.
Erinnert ihr euch noch an Club Football?
Eine witzige Randnotiz zu dem Geschäftssinn der Entscheider von Borussia Dortmund. In den Jahren 2003 und 2004 gab es Fußball-Spiele für die Playstation 2 und die Xbox. Insgesamt 22 europäische Clubs bekamen ein eigenes Spiel, welches sich mit Fotogalerien, ehemaligen Spieler und Mannschaften und einem auf den Verein zugeschnittenen Design an die Fans richtete. Neben dem FC Bayern München, dem Hamburger SV war es nur Borussia Dortmund, die bei diesem Deal in Deutschland mitgemacht haben. Dieses Spiel warb damit, dass der Fan sich selbst als Spieler erstellen konnte, um mit seinen BVB-Helden auf dem Platz zu spielen. Zusätzlich gab es Videos von den schönsten Toren aus der BVB-Geschichte. Das Spiel konnte damals nicht im Ansatz mit der FIFA-Reihe oder den Teilen von Pro Evolution Soccer mithalten, aber ich hatte das Spiel dennoch in der BVB-Variante.