Wir saßen gestern alle gemeinsam vor dem Fernseher und verfolgten die Landung unserer Weltmeister in Berlin. Die Stimmung bei der Mannschaft und den Fans war ausgelassen und an mehreren Stellen konnten Tränen beobachtet werden. Die gesamte Feier war eine sensationelle Inszenierung und eine große Sponsorenveranstaltung, doch die ganze Aufregung darum geht mir nicht in den Kopf. Wir mussten ein wenig lachen, als wir in der Sonne von Berlin die vielen Blasen auf der Folie auf dem Mercedes Wagen mit unseren Weltmeistern sahen. Da geschah etwas in größter Eile und Hektik, so dass man das Einmaleins des Folienklebens nicht beachtet hatte. Doch solche Nebensächlichkeiten sind völlig uninteressant an einem Tag, an dem der frischgekrönte Fußball-Weltmeister zurück nach Hause kommt.
„So gehen die Deutschen, die Deutschen die gehen so!“
Am Brandenburger Tor wurde die Mannschaft vor den circa 400000-500000 Fans präsentiert. In kleinen Grüppchen gingen sie nach vorne und jede Gruppe hatte sich etwas ausgedacht. Dann kam der große Aufreger, der laut einigen Medien ganz Deutschland spaltet. „So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so. So gehen die Deutschen, die Deutschen die gehen so.“, sangen die Weltmeister Roman Weidenfeller, Andre Schürrle, Miroslav Klose, Mario Götze, Toni Kroos und Shkodran Mustafi. Sofort sahen mehrere „Qualitätsjournalisten“ die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der gesamten deutschen Internetgemeinde auf sich zu ziehen und hauten in die Tasten. Von einem großen Eigentor der deutschen Nationalmannschaft ist die Rede. In wenigen Sekunden habe die Mannschaft das tolerante Bild des gesamten Landes zunichte gemacht. Die Internetgemeinde ist sich beinahe einig und betitelt diese Behauptungen nicht selten mit den Wörtern „Schwachsinn“, „Quatsch“ und „Blödsinn“.
Strategie und Kalkül in dieser „Affäre“
Auch Verknüpfungen zwischen dem geschichtsträchtigen Brandenburger Tor und der Nazi-Zeit werden gesponnen. Es ist das Lieblingsthema dieser „Qualitätsjournalisten“, denn dieser Shitstorm im Internet war von vielen Seiten gewollt. Ich habe mich lange geweigert zu dieser Thematik einige Wörter zu verfassen, doch auch wir von Sport bei Uns wollen uns klar hinter diesen Gesang unserer tollen Truppe stellen. In einem Facebook-Kommentar eines Freundes habe ich den ironischen Satz gelesen, dass sich Julian Draxler lustig über die Straftat einer versuchten Körperverletzung und einer nicht-deutschen Speise macht. So kleinlich sind unsere „Qualitätsjournalisten“ dann doch nicht, aber das Wort Nazi verkauft sich eben. Mit jedem Klick auf den Artikel und einem weiteren Klick auf eine Werbeanzeige verdient die Zeitung ihr Geld. Erst letztes Jahr fiel ein Artikel den Internet-Usern auf, der sich zwar ablehnend gegen die Band FreiWild äußerte, aber auf der gleichen Seite via Werbeanzeigen die Alben der Band verkaufen wollte. Genau dies ist die Masche dieser Artikel, hinter denen eine Menge Kalkül und Strategie steckt.In Zeiten zurückgehender Abo-Zahlen und immer mehr Bezahl-Content ist diese Masche immer beliebter geworden. Anstatt einen kreativen Artikel über den Gewinn der Weltmeisterschaft zu schreiben, lässt sich eben mit den Wörtern Nazi und Skandal mehr Geld verdienen.